Als ich mich entschied, mein Auslandssemester in Australien zu machen, war Eines völlig an klar: Ich würde dort auf jeden Fall Surfen lernen!
Also buchte ich gleich zu Beginn des Semesters zusammen mit ein paar Freunden ein Surf-Wochenende. Auf diesen Ausflug freute ich mich schon Wochen im Voraus. Als es dann am Wochenende vom 30.09. zum 02.10. endlich soweit war, hatte ich mir eine Erkältung eingefangen. "Na Super ... "
"Egal! Ich gehe trotzdem!", sagte ich mir. "Das ist nur eine Erkältung und ich will unbedingt surfen!" (Liebe Kinder macht das bitte nicht nach. Wer krank ist, gehört ins Bett!)
Ich redete mir ein, ich wäre gar nicht richtig krank und fuhr mit den Anderen am Freitag Abend mit einem klapprigen Kleinbus und echten australischen Surfer-Typen in Richtung Seal Rocks. Unsere Surflehrer waren sehr nett und wirklich, wirklich, wahnsinnig gechillt. In starkem australischen Dialekt erklärte uns der Ältere der Beiden, was uns an dem Wochenende erwarten würde und das wir ungefährt drei Stunden Fahrt vor uns hätten. Danach wiederholte der jüngere Surfer das nochmal, weil die meisten von uns seinen Kumpel nicht verstanden hatten.
Und so fuhren wir gechillt dahin. Die Zeit dehnte sich. LKWs überholten uns. Aber so ist das mit den Surfern: "Keine Sorge Freunde. Wir kommen an, wenn wir ankommen." Er behielt Recht: Kaum fünf Stunden später erreichten wir das Surfcamp.
Am nächsten Tag standen wir früh auf, suchten uns jeder einen Wetsuit (ein hautenger Ganzkörper-Neoprenanzug), stiegen wieder in den Bus und fuhren - diesmal zum Glück nicht allzu weit - ans Meer.
Das Wetter war allerhöchstens suboptimal: Es war regnerisch, kalt und windig, so windig, dass der Plan geändert werden musste, weil die Wellen am ersten Strand, zu dem wir kamen, so hoch waren, dass sie uns "zerschmettert" hätten, wie uns einer der Surflehrer versicherte. Aber das Wetter war mir nicht wichtig. Ich wollte auf jeden Fall Surfen lernen.
Am nächsten Strand war es etwas geschützter. Wir schnappten uns die Bretter und los ging es. Zuerst wurde uns an Land erklärt, was beim Surfen passiert, wie man auf der Surfbrett paddelt, was man tut wenn dabei eine Welle vor einem auftaucht usw.
Das klang alles supereinfach. Also gingen wir ins Wasser und probierten unser Glück. Surfen aus absoluter Anfängersicht sieht ungefähr so aus:
Man paddelt mit dem Brett raus und versucht sich dabei nicht von den Wellen umschmeißen zu lassen. Dann sitzt man im Wasser auf dem Brett und wartet auf eine große Welle. Wenn man die rechtzeitig sieht, paddelt man in Richtung Strand um Geschwindigkeit aufzunehmen, bis die Welle einen erreicht. Im richtigen Moment (den ich nie abgepasst habe), stellt man sich auf das Surfbrett und lässt sich von der Welle nach vorn schieben.
Leider ist das in der Praxis garnicht so einfach. Timing und Gleichgewicht sind ein Problem. Ich stand 2 mal für ein paar Sekunden und dann platschte ich wieder ins Wasser. Dabei war es am Strand so einfach. Komisch, wahrscheinlich ist es mit Schal einfacher, als ohne...
Als wir gerade aus dem Wasser waren und uns Tips von den Surflehrern holten, sahen wir etwas weiter draußen im Wasser einen Wal. Er ließ seine riesige Schwanzflosse einige Male auf die Wasseroberfläche schlagen. Beeindruckend! Später sahen wir auch noch eine Gruppe Delphine nahe am Strand schwimmen und springen. Wirklich cool!
Am Abend feierten wir unsere ersten Surfversuche feucht fröhlich mit einem Gebräu aus billigem Wein, Schnaps, Soda und Saft. Meine Erkältung ließ ich mir dabei nicht anmerken und bald merkte ich sie selbst auch nicht mehr.
...
Am nächsten Morgen fühlte ich mich wie neu geboren. Ich hatte nicht nur keinen Kater, sondern die Erkältung war auch völlig verschwunden. Ich stieg aufs Surfbrett und es funktionierte, ich konnte surfen.
...
Und dann wachte ich auf.
Mir tat alles weh. Ich konnte mich nicht bewegen, aber ich wollte auch nicht liegen bleiben. Mein Kopf brummte. Der Raum drehte sich um mich. Worum machte der das denn? Wie gemein! Mein Husten und Schnupfen waren schlimmer geworden und meine Ohren schmerzten furchtbar.
Am Sonntag ging ich nicht ins Wasser. Ich wollte auch dann noch unbedingt surfen, aber irgendwann ist auch mal Schluss.
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